Zivil- und Kriegsgefangene in der Unterherra
Gefangene gab es bereits, bevor die Kampfhandlungen begonnen hatten. Hierbei handelte es sich um russische Bergleute im Kaliwerk Göllingen und russische Studierende am Kyffhäuser-Technikum Frankenhausen. Nach Hochrufen auf Russland und Serbien wurden sie in die Gefängnisse in Frankenhausen und Sondershausen gebracht. Der Landrat in Frankenhausen hatte Militär aus der Karl-Günther-Kaserne in Sondershausen zu ihrer Festsetzung angefordert. Nach kurzer Inhaftierung kamen die meisten wieder auf freien Fuß. Einige Zeitlang vermochten die Russen über ihre Botschaft in Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen noch Geldüberweisungen zu erlangen. In Sondershausen erhielten sie Unterstützung durch junge Frauen, mit denen sie befreundet waren. Die Frauen wurden aufgefordert, dies zu unterlassen. Widrigenfalls würden ihre Namen auch in der Frankenhäuser Zeitung öffentlich gemacht werden. Zurück in Frankenhausen, wurden die russischen Studierenden von der städtischen Armenfürsorge unterstützt. Ihr Studium durften sie allerdings nicht zu Ende führen.
Foto: Privatsammlung
Foto: Sammlung Regionalmuseum
Die ersten kriegsgefangenen Franzosen und Belgier, später auch Engländer, trafen im Frühjahr 1915 ein und wurden auf die Dörfer verteilt. Zumeist wurden sie in landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt. Es gab zahlreiche Fluchtversuche:
Bekanntmaung.
Von dem Arbeitskommando auf dem Riergut Steinthaleben nd die franzöen Kriegsgefangenen heimli entwien.
Frankenhäuser Zeitung, Mai 1916
Zwischen der heimischen Bevölkerung und den Gefangenen kam es zu vielfachen Kontakten. Liebesbeziehungen waren keine Seltenheit. Aus den Beziehungen gingen auch Kinder hervor. Da die Frauen wussten, dass ihre Namen öffentlich gemacht werden konnten, kamen die Kinder außerhalb des Amtsgerichtsbezirks zur Welt.
Obwohl vom Landesgericht in der Residenz Rudolstadt nicht nachgewiesen, sah der Autor des Buches »Frankenhausen und die Frankenhäuser im Weltkrieg«, Paul Schröder, im Tötungsdelikt des fürstlichen Revierförsters O. Helke an seiner Ehefrau eine Eifersuchtstat. Förster Helke soll seine Frau erschossen haben, weil sie die Beziehung ihrer gemeinsamen Tochter zu einem französischen Kriegsgefangenen gedeckt haben soll.
Am fürstlichen Jagdschloss Rathsfeld im Kyffhäusergebirge waren bis zu 15 französische Kriegsgefangene im Forstbetrieb eingesetzt. Da die Verhandlungen erst nach dem Waffenstillstand abgeschlossen wurden, konnte keiner der nach Hause gekehrten Franzosen vernommen werden.