Bildung und Sule
Seit 1872 besaß Frankenhausen mit dem Realprogymnasium eine Schule mit gymnasialer Bildung. Da auf Eigeninitiative der Stadt gegründet, wurde seitens der schwarzburg-rudolstädtischen Landesregierung die Übernahme in Landeshoheit verweigert. Eine der ersten Nachkriegsinitiativen des aus Frankenhausen stammenden Landtagspräsidenten Franz Winter war die Übernahme des Gymnasiums, jedoch nicht des Gebäudes, in die Obhut des nunmehrigen Freistaates Schwarzburg-Rudolstadt zum 1. Oktober 1919. Mitten im Krieg, im September 1916, wurde der Oberlehrer Friedrich Brather zum Rektor berufen (Rektor 1916 bis 1944). Er entwickelte das Realprogymnasium weiter, so dass es zum 14. Juli 1923 vom Land Thüringen als Vollanstalt unter der Benennung als Realgymnasium anerkannt wurde. Am Realgymnasium Frankenhausen, zu dessen Einzugsbereich nicht allein die Unterherrschaft Frankenhausen gehörte, konnte im gleichen Jahr erstmals das Abitur abgelegt werden. Besuchten bis Ende des Krieges nur Jungen die Schule, wurden nun erstmals auch Mädchen aufgenommen.
Im Mai 1920 gründeten ehemalige Schüler des Realprogymnasiums eine Schülervereinigung. In ihrer Vereinszeitschrift gedachten Schüler und Lehrer ebenso den im Weltkrieg gefallenen Mitschüler und Lehrer und publizierten teils biografische Nachrufe. Um das Bildungsangebot zu erweitern, wurde am 18. Juni 1919 eine Volkshochschule für den Amtsgerichtsbezirk Frankenhausen begründet, die im Januar des darauffolgenden Jahres ihre Tätigkeit aufnahm.
An der Frankenhäuser Bürgerschule wurde nach dem Krieg die erste Jugendweihe begangen. Die Durchführungen in einer Schule stießen teils auf heftige Diskussionen, da zeitgleich das Fortbestehen der christlichen Schülererziehung in Frage gestellt wurde. Da sowohl im Landtag Schwarzburg-Rudolstadt als auch im Stadtrat Frankenhausen SPD, USPD und dann auch KPD die Mehrheit der Sitze inne hatten, wurde die Abhaltung der Jugendweihe innerhalb der Schule ermöglicht. Seit 1920 wurde jedoch seitens christlicher Kreise erwartet, dass das Land Thüringen sich für eine christliche Schulerziehung einsetzt.
Von 1919 bis 1930 gehörte er dem Frankenhäuser Stadtrat an.
Foto: Sammlung Stadtarchiv Bad Frankenhausen
(Gebäude heute Pflegeheim »Haus Wilma«)
Foto: Sammlung Regionalmuseum Bad Frankenhausen
Kriegsende und Nachkriegszeit waren an allen schulischen Einrichtungen von Schulausfall infolge Kohlenmangel und/oder Stromabschaltung geprägt. Neu für alle Eltern war die Möglichkeit, sich in den Elternrat einer jeden Schule wählen zu lassen. Diese Wahlen hatten in der örtlichen Presse bekanntgegeben zu werden.