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Besitzverhältnisse

Die Besitzverhältnisse in Frankenhausen um 1525

Lieselotte Pflaumbaum • Franz Heinemann

Der hier eingestellte Artikel stammt aus der Heftenreihe des Regionalmuseums Bad Frankenhausen »Historische Beiträge zur Kyffhäuserlandschaft Heft  Nr. 5«. Die hier vorgenommenen Hervorhebungen dienen einzig und allein der besseren Lesbarkeit und stellen keinerlei Wertungen des Beitrags oder des Autors in irgendeiner Form dar.

 

Die wirtschaftliche und soziale Entwicklung Frankenhausens ist untrennbar mit den Salzquellen verbunden. Im Bereich der Salzquellen ist einer der beiden frühen Siedlungskerne der Stadt zu erkennen. Salzgewinnung und Salzhandel gaben der Stadt den wirtschaftlichen Auftrieb. Die Bedeutung des Salzwerkes wird immer wieder im Laufe der Jahrhunderte sichtbar. Als die Grafen von Schwarzburg 1340 Stadt und Salzwerk von den Beichlingern kauften, war der hohe Kaufpreis nur durch die Einbeziehung des Salzwerkes zu erklären. Zur Zeit der frühbürgerlichen Revolution machten die Einnahmen aus dem großen Frankenhäuser Salzzoll fast ein Fünftel der Einnahmen der Landesherrschaft aus. Die gleiche Summe wurde noch an die zweite Schwarzburger Herrschaft in Arnstadt gezahlt.

Die Lage Frankenhausens war außerordentlich günstig und förderte sowohl den Nah- als auch den Fernhandel. Durch die große Salzstraße, die von Kindelbrück über Frankenhausen und den Kyffhäuser nach Kelbra führte, war die Stadt mit den bedeutenden Verkehrsstraßen durch die »Goldene Aue« und die »Thüringer Pforte« verbunden. So kamen bequem fremde Waren in die Stadt. Aber auch das heimische Handwerk, das in zunehmendem Maße für die Herstellung von Waren als Bedarfsgüter für die Bürger der Stadt und die Einwohner der Umgebung sorgte, fand durch die vielen Wagen und Karren, die täglich aus benachbarten Gebieten, aus Städten, von Klöstern und Fürstenhöfen hereinkamen, zusätzlichen Absatz. Vor allen Dingen der Handel mit Tuchen und Bändern scheint über die nähere Umgebung hinausgegangen zu sein. Bedeutend war der Frankenhäuser Herbstjahrmarkt. Aus den Eintragungen städtischer Rechnungen ist ersichtlich, dass »Einnahmen von Kram- und Gewandbuden, Töpferkammern, Fleisch-und Brotbänken, vom Stedtegeld, Ungeld von Markt und Fremden usw. nach der Höhe der Zolleinnahmen auf einen regen Markt- und Handelsverkehr schließen lassen.« 1

Neben der Salzgewinnung, dem örtlichen Handwerk und dem Handel stellten Ackerbau, Weinbau und das Brauen von Bieren weitere wichtige Erwerbsquellen dar. Der fruchtbare Boden der »Diamantenen Aue« und die Südhänge des Kyffhäusers schufen bei günstigen klimatischen Bedingungen geeignete Voraussetzungen. 1525 werden 366 ha Ackerland und 116 ha Weinberge als Besitz von Bürgern der Stadt angegeben.2

Die weiten Waldungen des Kyffhäusers und der Hainleite, die das Frankenhäuser Tal begrenzen, standen den Bürgern der Stadt nur beschränkt zur Verfügung. Wie weit der Bergbau Anfang des 16. Jahrhunderts bereits Arbeitsmöglichkeiten bot, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Urkundlich wird er erst in der Mitte des 16. Jahrhunderts genannt. Es sind aber, wie sich aus der Bausubstanz Frankenhausens und der Orte um den Kyffhäuser feststellen lässt, Steinbrüche im Kyffhäusergebirge im Betrieb gewesen. Seit dem Schwarzburger Teilungsrezess von 1496 gehörten Stadt und Amt Frankenhausen zur Grafschaft Schwarzburg-Sondershausen. Bei dem Amt Frankenhausen handelte es sich wie bei der Arnsburg, Kelbra, Heringen u. a. um ein herzoglich-sächsisches Lehn. Diese Abhängigkeit von den Sachsen war den Grafen von Schwarzburg immer lästig gewesen und erklärt mit ihre Haltung im Bauernkrieg.

In ihrem Land hatten die Grafen wie regierende Herren die Steuer-, Straßen- und Zollfreiheit, Bann- und Geleitsrecht, das militärische Aufgebot und die hohe Gerichtsbarkeit. Sie besaßen die großen Burgen der Umgebung: Kyffhäuserburg, Rothenburg, Arnsburg und auch die beiden Stadtburgen in Frankenhausen. Anfang des 16. Jahrhunderts, als allgemein aus den Burgvögten Amtsmänner geworden waren, waltete in Frankenhausen noch ein Burgvogt, unterstützt von den Frei- und Lehnsgutsbesitzern, seines Amtes. Den Schwarzburgern gehörte umfangreicher Grundbesitz, so die größten Teile des Kyffhäuserwaldes, ein umfangreiches Weinbaugelände über der Stadt, die Rohrnutzung aus dem Ried, Erträge der höheren und niederen Jagd und wertvolle Fischteiche im Amt Frankenhausen. Der Verkauf von Nutz- und Brennholz bot für die Grafen günstige Erwerbs- und Einnahmequellen. Den größten Bedarf stellte der Salinenbetrieb. Mit dem sich entwickelnden Gewerbe stieg der Wert des Holzes durch seine Verwendung als Bauholz sowie für die Herstellung von Dielenbrettern, Schindeln, Schüsseln, Fassholz, Reifen u. a.

Den wertvollsten Besitz der Schwarzburger Grafen stellte aber das Solgut dar. 1525 wird die erste Salzordnung vom 30. November 1493 Gültigkeit gehabt haben 3. Eine zweite Salzordnung ist erst von 1545 bekannt. Im Paragraph 6 heißt es, dass keiner mehr Sole nehmen darf als ihm gehört. Die oberste Aufsicht im Siedebetrieb hatte der vom Grafen einzusetzende Zöllner. Er legte wöchentlich die »Erlauben«, d. h. die zu siedende Salzmenge, fest, er bestimmte den Preis des Salzes und überwachte den Handel. Der Zöllner wurde durch die Viermeister unterstützt, die jeweils ein Viertel des in vier Teile gegliederten Salzwerkes beaufsichtigten. Die Viermeister wurden vom Zöllner gewählt und bestätigt. Die Produktionsergebnisse in über 100 Siedehäusern waren bedeutend. Nach der Salzrechnung von 1494/95 wurden in dem Jahr 82.313 Stück Salz umgesetzt. 4

Ein Stück Salz machte 1493 3 Nordhäuser Scheffel aus. Das Gewicht der Salzstücke wurde verschiedentlich verändert und ist nicht immer zu ermitteln. 1495/96 stieg die Produktion auf 87.899 Stück an. In den folgenden Jahren schwankte sie zwischen 75.000 und 81.000 Stück. Der von den Pfännern zu zahlende Zoll wurde jeweils nach der produzierten Salzmenge festgelegt und betrug ein Sechstel bis ein Zehntel der Einnahmen. So musste 1494/95 für die 82.313 Stück Salz ein Zoll von 2.743 Schilling und 46 Groschen entrichtet werden. Außerdem wurden auf die herrschaftlichen Schlösser und Fürstenburgen Sachsenburg, Roßla, Heldrungen sowie in das Kloster Frankenhausen 597 Stück geliefert. Dafür mussten 51 Schock 58 gr. Salzzoll gezahlt werden. Eins der Siedehäuser, die »Vogtei« genannt, hatten sich die Schwarzburger vorbehalten. Es produzierte für deren Gewinn, wurde aber 1517 für 220 Taler an den Zöllner Härtung Schleisser verkauft. Der Teilungsrezess von 1496 nennt u. a. als weitere Einnahmen des Landesherrn ein Geschoss von 300 Mark Silber jährlich von der Stadt Frankenhausen, den Wagen-, Karren- und Marktzoll, Abgaben von den Braupfannen, von den Krämern, den Fleischbänken, den Leinewebern und den Schuhmachern. Nach der Amtsrechnung von 1514/15 waren außer dem Wagenzoll in und von der Stadt von den 20 Fuhrwerksbesitzern in Frankenhausen je noch 40 Groschen zu zahlen. Außerdem fallen die hohen Abgaben für Wolle auf.

Neben den Schwarzburgern war die Kirche umfangreichster Grundbesitzer im Amt Frankenhausen. Es handelt sich um Kirchen und Klöster in Frankenhausen und seiner unmittelbaren Nachbarschaft, aber auch fremde Klöster waren im Besitz von Land auf Frankenhäuser Flur, von Häusern und Höfen in der Stadt selbst.
Allein zur Frankenhäuser Klosterkirche gehörten 12 Vikarien, deren Einkünfte nur teilweise den Predigern zugutekamen. Der Hauptgewinn verblieb dem Kloster. Ebenso erging es den Predigern der Kirchen, über die das Kloster das Patronatsrecht hatte. Für die Schwarzburger Unterherrschaft ist das Überwiegen geistlicher Patronate über weltliche charakteristisch und dokumentiert über Frankenhausen hinaus allgemein die Macht der Kirche in diesem Gebiet.

Der Grundbesitz des Frankenhäuser Klosters reichte weit in das Thüringer Becken und das Harzvorland hinein und war um zum Kloster gehörige Güter in Etzleben, Helmbrechtshof, Pfüffel, Maßleben und Frankenhausen selbst konzentriert, wobei das Frankenhäuser mit das umfangreichste war. Von Etzleben ist zum Beispiel bekannt, dass 180 ha dazugehörten und 19 Dörfer dorthin ihre Zinsen abliefern mussten. Vom Frankenhäuser Gut berichtet Müldener: »Es gehörten dahin schöne Wiesen, Gärten und viele Hufen Land, nebst anderen dazu gehörigen Nutzungen, Zinsen und Einkünfften, die ich aber hier zu specifizieren vor überflüßig achte; Und nur noch so viel gedencken will, daß auser diesen Gütern das hiesige Nonnen-Clostcr auch an schönen Holtzungen, Mühlen, freyen Höfen, und Gärten und Geldzinsen keinen Mangel gehabt habe...« 5

Dem Kloster gehörten in der Stadt 3 Freihöfe, mehrere Häuser, die Bachmühle und die Teichmühle bei Frankenhausen. Es hatte 1 Sölde im Salzwerk, die vermietet wurde, und außerdem umfangreiche Geld- und Getreidezinsen.

Zu den Besitzungen fremder Stifte im Stadtgebiet und seiner Umgebung gehörten zum Beispiel das Domstift zum Heiligen Kreuz in Nordhausen mit ca. 10 ha in der Frankenhäuser Flur und das Kloster Oldisleben mit einem Hof in der Stadt. Über die Eigentumsverhältnisse der Bürger in Frankenhausen liegen für 1525 genaue Angaben vor. 6

Die Stadt hatte in diesem Jahr 347 Häuser und 346 Hausbesitzer. In der Bürgerschaft werden Pfänner und Hintersiedler (Hintersättler - Hintersedeler) unterschieden. 90 Häuser waren im Besitz von Pfännern, 257 gehörten Hintersiedlern. Unberücksichtigt bleiben in dieser Aufstellung die Häuser, die als Besitz von Adel und Kirche nicht für Strafgelder mit veranschlagt wurden.

Nimmt man für jedes Haus den für diese Zeit anzuwendenden Umrechnungsfaktor von 4,67 Personen, so kommt man für Frankenhausen auf eine Einwohnerzahl von etwa 1.700 Einwohnern. Berücksichtigt man, dass Besitzlose, Geistliche, die Besitzer von Freihöfen usw. in diese Aufstellung nicht einbezogen sind, so kann man für Frankenhausen annehmen, dass es etwa 1.900 Einwohner hatte.

Die Angaben über die Anzahl der Häuser und Hauswirte sind besonders interessant, wenn man sie der Anzahl der Hauswirte benachbarter Orte gegenüberstellt. So kann man im Teilungsrezess von 1496 lesen, dass in Sondershausen 272 Hauswirte, in Arnstadt 480 behauste Bürger und Witwen, in Rudolstadt 109, in Greußen 178 und in Blankenburg 113 Hauswirte genannt wurden. 7

Für 1525 liegen für diese Orte keine Angaben vor, aber bereits 1477 war Frankenhausen nach Arnstadt mit 326 Wohnhäusern und etwa 1.470 Einwohnern im Schwarzburger Gebiet die größte Stadt 8 und hielt diese Position, bis sie im 18. Jahrhundert von Rudolstadt überflügelt wurde. Die Verteilung der Sölden liegt in zwei verschiedenen Listen vor, die nicht vollständig übereinstimmen. Es handelt sich nur um kleinere Unterschiede. Die nachfolgende Liste entspricht damit nur der größten Wahrscheinlichkeit. Insgesamt gab es 117 1/2 Sölden.

 

 1/2 Sölde = 11 Pfänner 5,5 Sölden
1 Sölde = 48 Pfänner 48 Sölden
 1 1/2 Sölden = 14 Pfänner 21 Sölden
 2 Sölden = 7 Pfänner 14 Sölden
 2 1/2 Sölden = 4 Pfänner 10 Sölden
 3 Sölden = 3 Pfänner 9 Sölden
3 1/2 Sölden = 2 Pfänner 7 Sölden
ohne Sölden = 1 Pfänner - Sölden
  insgesamt 90 Pfänner 114,5 Sölden
      + eine Vogteisölde
+ eine Klostersölde
+ ?
   
Die fehlenden Sölden haben Besitzer, die nicht mit Strafen belegt wurden.

Diesen 90 Pfännern standen 256 Hintersiedler gegenüber. Hintersiedler hatten keine Siedeanteile. Damit waren nur 26 % der Einwohner an der Salzgewinnung beteiligt. Auf der Grundlage ihrer wirtschaftlichen Macht übten die Pfänner im politischen und wirtschaftlichen Leben der Stadt einen bestimmenden Einfluss aus. Aus ihren Reihen wurden überwiegend die Ratsmitglieder gestellt. Innerhalb der Pfännerschaft bestanden jedoch Unterschiede, die sich aus dem Besitz an Sölden, Weinbergen, der Äcker für Getreideanbau und anderen Besitzformen ergaben. Der vermutlich ältere Zustand, dass jedem Pfänner eine Sölde gehörte, war um 1525 weitgehend überwunden. Die Aufteilung bis auf eine Achtel Sölde Ende des 16. Jahrhunderts weist darauf hin, dass der Differenzierungsprozess innerhalb der besitzenden Klasse weiter voranschritt. Erbgänge, Konkurrenzkämpfe und Wucher haben diesen Prozess beeinflusst. Stand der Pfänner früher selbst im Produktionsprozess seiner Sölde, so weist die Entwicklung nach, dass er sich zunehmend vom Siedeprozess zurückzog und die Salzknechte für sich arbeiten ließ. Im Abschnitt 1 der Salzordnung von 1498 heißt es noch, dass es Pfänner gibt, die »mehr Salz machen oder machen lassen...« 9

Ende des 16. Jahrhunderts ließ der Pfänner als Besitzer der Siedeanteile weitgehend die Salzarbeiter für sich arbeiten. Die Pfänner nutzten ihre ökonomische Macht zur Verstärkung der Unterdrückung gegenüber ihren Lohnarbeitern und allen ökonomisch schwächeren und besitzlosen Einwohnern. Sie verschärften damit die Gegensätze innerhalb der Stadt. Auflehnungen nahmen ständig zu, wie es aus den Strafgeldeinnahmen ersichtlich ist. So weisen die Jahre 1503/04 und 1522 höchste Strafgelder aus. Unruhe und Unzufriedenheit machten sich bemerkbar, häufig kam es zu Schlägereien und Raufereien, zur Auflehnung gegen den Richter und seine Knechte. 10

Vergehen im Salzwerk wurden durch den Zöllner hart mit Leibes- und Geldstrafen verfolgt, die 1493 die Knechte, aber auch die Pfänner betrafen. 258 Hintersiedler, die über 70% der insgesamt 346 Hausbesitzer ausmachten, wurden hauptsächlich durch Handwerker, Krämer, Fuhrleute, Bornknechte und Salzsieder gestellt. Sie waren auf drei Wohnbezirke konzentriert. In der »rechten Stadt«, hatten die Handwerker und Krämer ihre Häuser. Salzsieder, Fuhrleute, Bornknechte wohnten in der Wasser- und Oberkirchgasse, am Neumarkt und in der Bornstraße. Soweit das Handwerk dem Salzwerk diente, hatte es sich südöstlich des Siedegeländes niedergelassen. Produktion, Gewerbe und Handel führten innerhalb der Hintersiedler eine arbeitsmäßige Differenzierung durch. Eine soziale Gliederung dieses Bevölkerungsteiles der Stadt ist für 1525 nur insoweit festzustellen, als Salzsieder, Bornknechte und Fuhrleute bei weitem die kleinsten Grundstücke hatten und der weitere Grundbesitz, einige Äcker und Weinberge, sich auf einen kleinen Teil der Hintersiedler beschränkte. Frankenhausen hatte 1525 insgesamt 1.948,45 Acker. Auf der Grundlage der Nordhäuser Ackerumrechnung ergibt sich daraus die Gesamtgröße von 539,96 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche. Davon entfallen

124,23 ha auf Weinbau und
415,73 ha auf Ackerflächen

 

Die Verteilung der genutzten Flächen auf die Stadtbürger 1525 ergibt folgendes Bild:

Ackerland
Besitz der Hintersiedler Besitz der Pfänner
ha Personen ha Personen
0 24 0 240
-1 15 -1 9
- 2 9 -2 1
-3 4 -3 4
-4 8 -4 1
-5 5 -5 -
-6 4 -6 -
-7 3 -7 -
-8 1 -8 -
-9 5 -9 1
-10 1   256 Hintersiedler
-11 3    
-12 2    
-13 -    
-14 -    
-15 3    
-16 -    
-17 1    
-18 -    
-19 -    
-20 1    
-21 1    
  90 Pfänner    

 

Weingärten
Besitz der Pfänner Besitz der Hintersiedler
ha Personen ha Personen
0 15 0 193
-0,5 20 -0,5 44
-1 20 -1 17
-1,5 14 -1,5 2
-2 10    
-2,5 6   256 Hintersiedler
-3 2    
-3,5 3    
       
  90 Pfänner    

 

Die Zusammenstellung des Ackerlandes und der Weingärten zeigt, dass das Ackerland fast vollständig bei den Pfännern konzentriert war. 90 Pfänner bebauten zusammen 335 ha; für 256 Hintersiedler blieben dagegen nur 31 ha. 25,5 % der Pfänner hatten keine Ackerflächen, jedoch kleinere oder größere Weingärten. Bei den Hintersiedlern waren 93,4 % ohne Ackerland. 41 Pfänner besaßen bis 5 ha Ackerland, während sich nur wenige Familien mit größerem Landbesitz herausheben. Bei den Hintersiedlern fällt 1 Besitzer mit 1 Hufe Land auf. Hier könnte es sich um den Münzmeister handeln. Die übrigen besaßen nur kleine und kleinste Flächen.

Im Gegensatz zu dem Ackerland war der Besitz an Weingärten breiter verteilt: 84,5 % der Pfänner standen 24,6 % Hintersiedler gegenüber. Hier handelt es sich aber häufig um die unfruchtbaren Böden der Südhänge. Die Pläne auf dem Hausberg nördlich und nordöstlich der Stadt gehören noch heute häufig zu den Häuschen, die im alten Wohngebiet der Bornknechte, der Salzsieder oder der Fuhrleute liegen. Sie mögen 1525 deren Weingärten und einziges Land gewesen sein.

Die Zusammenfassung des Besitzes an Sölden, Äckern und Weingärten kann einen ungefähren Überblick über die Verteilung des Grundbesitzes geben, ohne dass die Häuser berücksichtigt werden, für die bisher für 1525 keine Geschoßangaben bekannt sind. 1 Sölde wurde wie 15 Ackerland versteuert und soll darum auch dieser Fläche gleichgesetzt werden. Es würde sich dann folgendes Resultat ergeben:

 

Fläche Besitzer
bis 15 Acker  3
von 15- 30 Acker 51
von 30- 60 Acker 22
von 60-115 Acker 14
Gesamt: 90

 Es zeigt sich, dass über die Hälfte der Pfännerschaft Grundbesitz hatte, der 15-30 Acker entsprach, dass aber auch ein größerer Teil der Söldenbesitzer über einen für die damalige Zeit umfangreicheren Grundbesitz verfügte. Bei den Hintersiedlern ergibt eine Zusammenfassung von Ackerland und Weingärten, dass nur 3 von 256 über 10 Acker Land hinauskamen. Insgesamt waren 54,3 % der Hausbesitzer ohne eigenes Ackerland. Damit ist weitgehend die städtische Entwicklung Frankenhausens angedeutet. Die Stadt unterscheidet sich so neben dem Umfang ihres Wachstums auch von der Verteilung ihres Grundbesitzes her von anderen Schwarzburger Städten, die bei einer gleichmäßigeren Verteilung der bebauten Flächen eine geringere klassenmäßige Differenzierung erkennen lassen und noch den Charakter von Ackerbürgerstädten trugen. Leider werden in der Akte vom Tage nach der Schlacht nur wenige Berufe der Hintersiedler und Pfänner genannt. Wir erfahren, dass ein Messerschmied, ein Müller, ein Schuster, ein Leineweber, der Münzmeister zu den Hintersiedlern gehörten und ein weiterer eine Mühle besaß. Unter den Pfännern werden die Bürgermeister, ein Kämmerer und ein Fleischer genannt.

Von den Hausgenossen, den Besitzlosen, den Handarbeitern, Salzknechten, Handwerksgesellen ist kaum etwas bekannt. Unter den Bestraften nach der Schlacht wird Hans Trisch, ein armer Salzknecht, erwähnt. Sein Name fehlt in der Liste der Bürger der Stadt. Wenn man annimmt, dass 1525 während der Übergangsperiode die Pfänner mit geringerem Besitz noch in ihren Siedehäusern mitarbeiteten, vielleicht auch noch Familienmitglieder beschäftigten, so müsste man doch bei der notwendigen Anzahl der beim Siedeprozess Beschäftigten mit 150-200 Salzknechten rechnen. Hiermit zeichnet sich die Herausbildung einer umfangreichen Lohnarbeiterschaft ab. Die wirtschaftlichen und sozialen Notstände in der Stadt fanden ihren Niederschlag in den Artikeln, die im Ring der Aufständischen verlesen wurden. 11

Neben den allgemein bekannten Forderungen zur Wiedererlangung der Rechte der alten Markgenossenschaften, zur Abschaffung von Fronleistungen, die bei den starken Positionen von Kirche und Adel im hiesigen Gebiet zahlreich waren, standen besonders Forderungen, die mehr wirtschaftliche Freiheiten verlangten. Das Marktgeld und das Wegegeld sollten abgeschafft werden. Die Pfänner verlangten das Recht, selbst über die zu siedende Salzmenge bestimmen zu können, sowie die gleichmäßige Verteilung der Unkosten für die im Salzwerk notwendigen Instandsetzungsarbeiten an den Solbrunnen. Im 5. Artikel wird der Verkauf des Kirchenbesitzes von Äckern, Weinbergen, Wiesen und weiteren Gütern und eine steuerliche Belastung wie bei anderen Äckern gefordert. Mit der Einführung der Reformation wurde das Klostergut Domäne.

Während der bürgerlich-demokratischen Revolution 1848 betrifft in der Petition der Frankenhäuser Bürger folgende Forderung auch das ehemalige Klostergut: »Die immer fühlbarer werdende Verarmung der weniger begüterten Einwohnerclassen hat zum Theil mit darin ihren Grund, daß sich die weniger rentirenden bürgerlichen Grundstücke zu sehr in den Händen weniger consolidiren. Es dürfte die höchste Zeit sein, Vorkehrungen zu treffen, welche dem Umsichgreifen des Proletariats und der daraus hervorgehenden mehr und mehr zunehmenden Auswanderungssucht entgegen zu wirken. Das geeignetste Mittel hierzu erblicken wir in der Zerschlagung der Domänen.« 12

Die Frankenhäuser Forderung ging bereits über die örtlichen Verhältnisse hinaus, war in der Begründung aber auch auf die hiesige Stadt abgestimmt.
Im Zuge der Bodenreform 1945 wurde die Domäne aufgeteilt. Das Land kam damit vielen Einwohnern zugute. Zahlreiche Neubauern, die in der Thomas-Müntzer-Siedlung und Florian-Geyer-Siedlung nach dem Kriege wieder eine Heimat gefunden hatten, erhielten neben anderen damit eine Existenzgrundlage.

Literaturverzeichnis

  1. G. EINICKE: Zwanzig Jahre Schwarzburgische Reformationsgeschichte 1521-1541, C. Haaker'Buchhandlung. Nordhausen 1904, S. 29.
  2. L. PFLAUMBAUM: Beitrag zur Frankenhäuser Stadtentwicklung in Veröffentlichungen des Kreisheimatmuseums Bad Frankenhausen, Heft 1, S. 8.
  3. Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde, Neue Folge, 6. Band., 1889. S. 508.
  4. G. EINICKE: siehe oben, S. 27.
  5. JOHANN FRIEDRICH MÜLDENER: Merkwürdige historische Nachrichten von dem damals sehr berühmten Zisterzicnscr-Nonnen-Kloster St. Georgi zu Franckenhausen in Thüringen, Leipzig Bey Michael Blochberger, 1747, S.
  6. G. K. SEIDEMANN: Frankenhausens Einwohnerschaft am Tage der Schlacht im Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, 1876, Nr. 6, S. 170-177.
  7. H. EBERHARDT: Die Bevölkerungsentwicklung schwarzburgischer Städte vom 15.-19. Jahrhundert in WEITE WELT UND BREITES LEBEN, Festschrift Karl Bulling, VEB Bibliographisches Institut Leipzig 1966.
  8. L. PFLAUMBAUM: siehe oben, Seite 7.
  9. Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde, siehe oben, Seite 507.
  10. G. EINICKE: siehe oben, S. 147.
  11. G. EINICKE: siehe oben, S. 350.
  12. Frankenhäuser Intelligenzblatt, Jahrgang 1848, Seite 51.
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