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Klondike-Fieber am Kyffhäuser

 Beitrag aus dem Frankenhäuser Wochenblatt 2001

Wer kennt sie nicht, die Geschichten vom Goldrausch in Alaska oder dem amerikanisch-kanadischen Grenzraum, einer Landschaft benannt nach dem Nebenfluss des Yukon-River Klondike.

Weit weniger bekannt ist hingegen das Goldschürfen im Schwarzatal in Thüringen, heute noch eine Touristenattraktion für alle diejenigen, die nach der vermeintlichen Romantik des Goldwäschers suchen. Gold wurde aber nicht nur aus dem Grunde der Schwarza gewaschen, sondern auch in Bergwerken zutage gefördert. Interessant wird diese Tatsache erst dadurch, dass sich viele der Örtltchkeiten wie z. B. das Schwarzatal, an denen in der Vergangenheit und manchmal auch heute noch Gold und Silber gefunden wird, auf dem historischen Gebiet der ehemaligen thüringischen Kleinstaaten Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sondershausen befinden.

Der Name des Landes Schwarzburg leitete sich im übrigen von der Bezeichnung einer alten Burganlage ab, deren Reste sich heute noch hoch über dem Tal der Schwarza erheben. Fast 581 Jahre, von 1339 bis 1920, dem Jahr der Gründung des Landes Thüringen, gehörte auch Frankenhausen zum Territorium des Fürstentum bzw. Freistaates Schwarzburg-Rudolstadt.

Eben dieses Fürstentum besaß eine lange Tradition in der Suche nach und der Gewinnung von Gold und Silber. 1685 wurde dem zum Teil unkontrollierten und wilden Bergbau ein Ende bereitet, denn in diesem Jahre erließen die Landesherren von Schwarzburg ein Bergbaugesetz, die sogenannte »Bergfreiheit«. Dieses regelte, mit zahlreichen Abänderungen versehen, bis ins 20. Jahrhundert hinein auch den Bergbau in einem Teil unseres heutigen Kreisgebietes, u. a. den Kalibergbau bei Sondershausen. Gold und Silber wurden aber nicht nur In den im Thüringer Wald befindlichen Gebieten des Fürstentums gefunden, sondern auch im Kyffhäusergebirge.

Bereits aus dem 17. Jahrhundert datieren Berichte über silberhaltige Erzschichten, die im Zusammenhang mit dem Kupfererzbergbau ans Tageslicht gefördert wurden. Fundberichte und zum Teil auch Zeichnungen der Fundstellen werden heute im »Thüringischen Staatsarchiv Rudolstadt« aufbewahrt. Einer der umfassendsten Berichte bezieht sich auf den »goldenen Mann«, einer kleinen, heute noch so bezeichneten Örtlichkeit unweit der Rothenburg, Wie viele der alten Flurnamen verbindet sich auch dieser mit einer Sage, deren Inhalt der Heimatforscher Fred Dittmann 1985 in etwa folgendermaßen zusammenfasste:

...in Keibra wohnte ein alter Geizkragen, der mit dem Teufel einen Vertrag lo. Der Teufel beſtete den Alten ins wilde Steintal im Kyffhäuſergebirge. Als es Miemat lug, ging der Geizhals hin. Der Teufel erwartete ihn on und befahl ihm, den Berg zu beſteigen, ohne  umzuauen. Dann würde er ſo viel Gold erhalten, als er begehrte. Würde es ihm nit gelingen, ſo verfiele ſofort ſeine Seele. Der Geizhals late und mate  auf den Weg. Je höher er ſtieg, umſo werer wurde es ihm, ſein Verſpreen zu halten, denn übera am Wege lagen die herrliſten Edelſteine. Nur wenige Srie trennten ihn no vom Gipfel, da blite er zur Seite und ſofort wurde er zu Stein. No heute heißt die Stee ›Güldener Mann‹...

Nun handelt es sich zwar um eine Sage, doch so manche Sage hat auch einen historischen Kern, so auch diese. Folgt man den Überlieferungen im Staatsarchiv Rudolstadt, so haben Bergleute, die im Kyffhäuser nach Kupfer suchten, am »goldenen Mann« auch Gold gefunden.

Um 1700 wuchs sich dann die Suche nach Gold und Silber im gesamten Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt zur Manie aus. Vielfach gruben im Kyffhäuser nicht nur Bergleute unerlaubt nach den Edelmetallen oder wuschen im Tal der Schwarza Gold, sondern auch einzelne Bewohner der jeweiligen Umgebung. 1712 wurde deshalb ein Gesetz erlassen, welches Unbefugten mit drakonischen Strafen drohte. Doch hielten selbst hohe Kerkerstrafen und angedrohte körperliche Züchtigungen bei weitem nicht jeden von dem Wunsch ab, heimlich still und leise auf reiche Gold- und Silbervorkommen zu stoßen.

Einige Male sendeten auch die für das Kyffhäusergebiet zuständigen Beamten des schwarzburgischen Bergbauamtes In Könitz bei Saalfeld ihre Berichte nach Rudolstadt, in denen sie über Verstöße gegen das Bergbaugesetz berichteten. Oftmals vermochten sie die Übeltäter nicht zu erwischen, denn diese stammten zum Teil aus den umliegenden Ortschaften und tauchten bei Kontrollen unter. Wer dennoch gefasst werden konnte, den erwartete im Frankenhäuser oder Kelbraer Gefängnis das sogenannte »peinliche Verhör«, bei dem auch Folterwerkzeuge in Anwendung gebracht werden konnten.

Die Gold- und Silberfunde waren jedoch nie so reichhaltig, dass es sich gelohnt hätte, ein Bergwerk nur allein für diese beiden Edelmetalle zu errichten, im Vordergrund stand immer die Gewinnung von Kupfererzen. War man erst einmal auf dieses gestoßen, fanden sich häufig silberhaltige Schichten, in ganz wenigen Fällen wie das Beispiel der Grube am »goldenen Mann« zeigt, auch Gold.

Bis zum Jahr 1800 wurde eine Grube nach der anderen aufgegeben und der Kupfer- und Silbererzbergbau kam zum Erliegen. Erst 1829 wurden Versuche unternommen, den Erzbergbau wieder in Gang zu bringen. Inzwischen haben sich im mitteldeutschen Raum größere Bergwerksgesellschaften gegründet, die über das notwendige Kapital verfügten, um leistungsfähige Bergwerke einrichten zu können. Eine dieser Gesellschaften interessierte sich besonders für die geschlossene Grube am »goldenen Mann«, der noch immer der Ruf anhaftete, in ihr sei Gold zu finden. Volksglaube und die romantische Verklärung des 19. Jahrhunderts hatten ihr mittlerweile den Namen »Kaiser Friedrich Schatzkammer« zugedacht, womit an die Sage vom schlafenden Kaiser im Kyffhäuser und den darin verborgenen Schatz angeknüpft wurde.

Als die Grube um 1850 erneut in Betrieb genommen wurde, gab man ihr dann schließlich den oben erwähnten Namen. Kupfer und Silber konnten zwar zutage gefördert werden, doch Gold fand sich keines. Um 1880 führte der verlockend klingende Name »Kaiser Friedrich Schatzkammer« die in Dortmund und Düsseldorf beheimatete und reiche Bankiersfamilie von Born ins Kyffhäusergebiet und zur Übernahme der Grube an der Rothenburg.

Vom Verlangen Gold zu finden, investierten sie Unsummen in deren Ausbau, ohne dafür aber mit Funden belohnt zu werden. Die entstandenen Kosten waren selbst für das Bankhaus der Familie von Born zu hoch, wodurch sie gezwungen waren, Konkurs anzumelden und die Grubenrechte 1921 abzutreten. Der Käufer sicherte sich durch die Erwerbung aber nur die Rechte, die Grube selbst wurde stillgelegt und ist bis heute nicht wieder in Gang gebracht worden.

Der Glaube, das Kyffhäusergebirge sei reich an Gold, übte auf das Vorstellungsvermögen der Leute großen Einfluss aus. Doch wesentlich größere Bedeutung kam dem Silber zu, das sich in den Kupfer führenden Schichten fand. Die weitaus meisten Kupfer- und Silbergruben waren im Norden und Westen des Gebirges angelegt worden, also im Gebiet der Gemarkung Steinthaleben. Im Unterschied zum altbekannten »Mansfelder Revier« waren sowohl der Kupfer- als auch der Silbergehalt der im Kyffhäuser abgebauten Erze geringer. Um 1767 wurde die Ausbeute an Kupfer und Silber als nicht mehr kostendeckend betrachtet und die Gruben nach und nach aufgegeben.

Mitte des 19. Jahrhunderts begannen sich verschiedene, neu gegründete Bergwerksgesellschaften wieder für das Kyffhäusergebiet zu interessieren. Dieses Mal konzentrierte sich die Suche nach Kupfer und Silber auf den südlichen Teil des Kyffhäusergebirges. Eine Gruppe von Bergleuten arbeitete jedoch für keine der vor Ort agierenden Bergwerksfirmen, sondern handelte im Auftrag des Landes Schwarzburg-Rudolstadt. Ihre Aufgabe bestand darin, das Terrain unterhalb der Ruine Falkenburg bei Rottleben auf mögliche Kupfervorkommen zu erkunden. Im Ergebnis der Erkundungen stießen die Bergleute am 23. Dezember 1865 bekanntermaßen auf Hohlräume größeren Ausmaßes. Anfangs als Falkenburger oder Rottlebener Höhle bezeichnet, trägt sie heute den Namen »Barbarossahöhle«. Bereits am 31. Januar 1866 war der Besuch der Höhle durch eine Verordnung des Fürstlich-Schwarzburgischen Bergamtes in Könitz geregelt worden.

Nun ist ja allgemein bekannt, dass noch heute die Barbarossahöhle dem Besucherverkehr offensteht und eine touristische Attraktion ist. Doch bevor es soweit war, löste ein Silberfund nochmals intensive bergmännische Aktivitäten aus. Nach Entdeckung der Höhle waren bis auf drei Bergleute alle anderen in das Braunkohlenrevier zwischen Esperstedt und Udersleben versetzt worden. Die verbliebenen drei Bergmänner waren beauftragt worden, den Höhleneingang, den sogenannten »Falkenburger Stollen« zu befestigen, dabei stieß 1869 einer von ihnen auf einen Silber enthaltenen Erzgang. Er brach ein Stück heraus und übergab es dem Berginspektor Klett, der es sofort an das Bergamt in Könitz bei Saalfeld weiterleitete. Hier stellte man einen überdurchschnittlich hohen Silbergehalt fest, der so hoch erschien, dass er mit den Silberfunden des sächsischen Erzgebirges gleichgesetzt wurde.

Der Fund löste nicht nur im Bergamt, sondern auch bei der Fürstlich-Schwarzburgischen Regierung in Rudolstadt große Euphorie aus. Sofort wurde angeordnet, den Besucherstrom einzuschränken und den angetroffenen Erzgang voranzutreiben. Inzwischen hatte sich, trotz aller verordneten Geheimhaltung, bei der umwohnenden Bevölkerung der Fund herumgesprochen. 1870 klagte das Bergamt darüber, dass in vielen alten und noch offenen Schächten der Umgebung heimliche Bergbauaktivitäten stattfanden. Für deren Schließung fehlte jedoch das Geld als auch die nötigen Arbeitskräfte. Aus Angst vor dem unbefugten Betreten der Höhle wurde ihre ständige Beaufsichtigung veranlasst. Dazu verdonnert hatte die schwarzburgische Regierung den Besitzer der Falkenmühle bei Rottleben. Das sparte Kosten, denn bezahlt wurde er für seine nicht ganz ungefährliche Tätigkeit keineswegs.

Doch ganz so einfach wie man sich die Sache in Rudolstadt gedacht hatte, gestaltete sich der Bergbaubetrieb nicht. Seit einiger Zeit machte die Familie von Rüxleben, mit rund 300 ha seinerzeit der größte Grundbesitzer in Rottleben, Besitzansprüche an der Höhle geltend. Außer den Einnahmen aus dem Besuch der Höhle lockte sie auch die Teilhabe an dem lukrativ erscheinenden Bergbau. Zum anderen war die Zahl der Besucher soweit angestiegen, dass der einzige Ein- und auch Ausgang nicht fortwährend durch Bergbauarbeiten beeinträchtigt werden konnte. Es musste eine Entscheidung getroffen werden.

Und so entschloss man sich am 11. Mai 1871 schweren Herzens zur Einstellung aller bergbaulichen Arbeiten und zum Verschließen der Fundstelle. Die drei Bergleute wurden verpflichtet, die Fundstelle für sich zu behalten. Zum Ausgleich für den Verlust ihres Arbeitsplatzes erhielten zwei von ihnen eine neue Arbeit im Braunkohlenrevier bei Esperstedt. Der Finder des Silbers wurde am 14. Mai 1871 im Alter von 67 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand versetzt.

Bis zum Ende der Monarchie im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt im November 1918 wurde der Silberfund im Depot des Bergamtes in Könitz aufbewahrt. Seit dem gilt er als verschollen. Sollte der eine oder andere Leser noch mehr über den einstigen Bergbau und die Geologie des Kyffhäuserkreises erfahren wollen, so empfehle ich ihm die im Herbst neu eröffnende Dauerausstellung zu diesen Themen im Kreisheimatmuseum Bad Frankenhausen.

Ulrich Hahnemann

Literatur- und Quellenangabe:

Dittmann, Fred: Das Kyffhäusergebirge - seine Sagen. Artern 1985. Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt: Bestand „Bergamt Könitz": Nr. 94: Fürstl. Schwarzburgische Bergwerksfreiheit anno 1685. Nr. 436: Bericht des Bergmeisters Taubert über alte Bergwerke im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt um 1800. Nr. 674: Kupferbergbau bei Steinthaleben 1829 -1833. Nr. 1874: die Verleihung und den Betrieb des Silber- und Kupfererzbergwerks „Ida" in der Fürstl. Schwarzburgischen Domänenwaldung südöstlich der Rothenburg betrf. 1885 -1921.
Nr. 1875: Grube „Kaiser Friedrich Schatzkammer" an der Rothenburg, 1860-1921.

 

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