Aus dem Leben von Superintendent Friedrich Adolf Martini (1812 - 1872) -
dem Begründer der Kinderbewahranstalt
Beitrag aus dem Frankenhäuser Wochenblatt 2007
Nachdem sich dankenswerterweise unser aus Bad Frankenhausen stammender Heimatforscher, Eckhard Pförtner, der Geschichte des nun 160 Jahre bestehenden Kindergartens in der Schlossstraße angenommen hatte (siehe Amtsblatt Nr. 22 vom 01.11.2006), soll nun dem Menschen gedacht werden, dessen Wirken die Gründung der ersten Kinderbewahranstalt in unserer Stadt zu danken ist, Superintendent Friedrich Adolf Martini.
Geboren wurde Martini 1812 in Schlotheim, einer kleinen Stadt, die damals zur so genannten Unterherrschaft Frankenhausen des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt gehörte. Zunächst besuchte er die Schule seiner Heimatstadt, an der sein Vater Schulrektor war. Da zu diesem Zeitpunkt die Unterherrschaft über kein Gymnasium verfügte, besuchte er das Gymnasium in der Residenz Rudolstadt. Anschließend studierte er in Jena und Göttingen Theologie, bestand 1843 sein Examen und trat als Diakon in den Frankenhäuser Kirchendienst. Recht bald nahm er die wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen wahr, die, bedingt durch die Industrialisierung, auch an der Stadtgrenze von Frankenhausen nicht halt machten.
Frankenhausen, bis dahin geprägt von Landwirtschaft, Salz- und Wollhandel, Handwerk und zaghaften Ansätzen eines funktionierenden Kurbetriebes, erlebte die ersten Anfänge einer sich ansiedelnden Industrie. In den 1940er und 1950er Jahren etablierten sich die Zigarren- und Zuckerfabrikation, die Anzahl der Knopfmacherwerkstätten nahm sprunghaft zu. Viele Erwachsene, Männer wie Frauen, die zuvor anderen Tätigkeiten nachgingen oder zu Hause waren, gingen nun einer Arbeit in den Werkstätten der Zigarrenfabrikanten oder in der Zuckerfabrik nach.
Die Kinder der oftmals kinderreichen Familien blieben nicht selten allein und sich selbst überlassen zu Hause. Eine Alternative sah Martini in der Einrichtung einer Kinderbewahranstalt. Unter dem Begriff »Kinderbewahranstalt«, dessen Bestandteil »Anstalt« eher abschreckend klingt, ist nichts anderes zu verstehen, als ein Kindergarten. Im Spätsommer 1846 stellte Martini sein Projekt, dass er dabei als »Pflegekind meiner Gedanken und Wünsche« bezeichnete, dem einflussreichen Fürstlich Schwarzburg-Rudolstädtischen Minister und Geheimen Rat Wilhelm Heinrich Carl August von Witzleben (1797 -1862) vor. Dieser bestärkte Friedrich Adolf Martini in seinem Vorhaben und bewog den regierenden Fürsten, Friedrich Günther von Schwarzburg-Rudolstadt (1793 - 1867), der Gründung seine Zustimmung zu erteilen. In seinem Dankschreiben vom 23.10.1846 an von Witzleben offenbarte sich Martini erstmals schriftlich über sein Anliegen:
Exceentime! In Folge der gnädigen und herzlien Anſprae, mit weler Ew. Exceenz an dem Tage, wo i mir erlaubte meine unterthänige Aufwartung zu maen, mi begrüßten, wagte i eine Bie auszuſpreen, die on längſt mein Herz erfüte; Ew. Exceenz hörten mi nit blos gnädig und huldvo an, ſondern äußerten augeneinli Ihre Freude über meinen Entluß, eine Kinder-Verwahr-Anſtalt hier zu gründen, gaben mir die wohlwoendſten Ratläge und zuglei au die Vererung der eignen Mitwirkung; hierüber hoerfreut ja wahrha beglüt, beeilte i mi, in Ausführung zu bringen, wozu Ew. Exceenz mir riethen, i verband mi mit Herrn Carl Hornung, Cammercommiär Sartow, Kaufmann Bärenklau; jeder verſpra dem Andern, na Kräen thätig zu ſein, um mögliſt viele Theilnehmer hier in Frankenhauſen zu erween.
Um jedo vorher eine genaue Kenntniß von der inneren Einritung einer Kinder-Verwahr-Anſtalt zu bekommen, reiſte Herr Carl Hornung mit mir na Nordhauſen. Na bereierter Kenntnis ging es nun an das Werk, ein jeder von uns ſute Unterrien zu Beiträgen zu ſammeln. Au dieſes iſt nun geehen. Wer irgend zu geben im Stande iſt - wenige abgerenet - wi na Kräen betheiligen und die herzlie, die agemeine Freude über ein ſoles Unternehmen verwite alſo bald die unangenehmen Eindrüe, die dur die kalte und unfreundlie Zurüweiſung Einzelner bei uns vorgebrat waren. Indeß, ehe wir nun weiter etwas vornehmen, erlaube i mir vorher, Ew. Exceenz, ganz unterthänigſt zu bien, uns au ferner gnädigſt zu unterſtüen, damit wir nun au wirkli an das Ziel gelangen können. Weder die Beiträge zur Gründung, no die vierteljährigen zur Erhaltung nd, na einer genauen Berenung hinreiend, um die Anſtalt ins Leben zu rufen und im Leben erhalten zu können, und do iſt das Bedürfniß einer ſolen Anſtalt in Frankenhauſen jedenfas ſehr groß; denn der Mangel, die Noth ſo vieler Eltern auf der einen Seite, ſowie die Verwahrloſung, die daran knüpfende Rohheit und Sienlogkeit der zarteſten Jugend auf der andern Seite iſt unbereibli groß, ſo daß iſt Ret, wenn nit dagegen geſteuert wird, von der Zukun viel zu fürten iſt.
I habe manifa Gelegenheit das o an das Unglaublie grenzende Elend in Augenein zu nehmen und darf deshalb Ew. Exceenz mit gutem Gewien verern, da das oben Geſagte duraus nit übertrieben iſt. Gar häufig iſt mein Herz vöig zerrien ob des „A und Wehe" das mir entgegengeſeufzt wird, ob der Thränen, die mir entgegen geweint werden; do Ew. Exceenz wien ſoles on, und z:e ſo freudige Bereitwiigkeit unſer Unternehmen zu unterſtüen gab mir die önſte Bürga für das väterlie Wohlwoen, mit welem Ew. Exceenz, wie für das Heil aer Unterthanen des warzburgien Landes, ſo au für Frankenhauſens Bewohner Sorge tragen; i hege darum au nur die freudigſte und zuvertliſte Hoffnung für die Verwirkliung des erwähnten Unternehmens, wenn i jet von neuem Ew. Exceenz unterthänigſt bie:
Ew. Exceenz woten die Gnade haben, und Si bei Sr. Durlaut dem regierenden Fürſten und Herrn für die Entſtehung und Erhaltung einer Kinder-Verwahr-Anſtalt, wele zum Zwee hat, nit bloß für geiſtige und körperlie Ausbildung armer Kinder von 2 bis zu 6 Jahren theils unentgeldli theils gegen eine kleine Entädigung Sorge zu tragen, ſondern au, wenn es irgend erreien lä, Kinder von 6 bis zu 14 Jahren in jeder Hint zu überwaen; gnädigſt zu verwenden; daß uns nit blos die höſte Genehmigung, ſondern au von Sr. Durlaut eine gnadenvoe Unterſtüung zur Gründung und Erhaltung einer ſolen Anſtalt zu Theil werde.
Im Voraus darf i für eine ſole gnädigſt ertheilte Genehmigung und Unterſtüung von Sr. Durlaut die unterthänigſte und tief gefühlteſte Anerkennung, wie für die gnädige Verwendung von Ew. Exceenz, die unterthänigſte, freundliſte Dankbarkeit und begeiſterte Liebe aer edlen Herzen Frankenhauſens zu ern, um ſo mehr, als man wie on erwähnt, größtentheils mit Enthuasmus für ein ſoles Inſtitut unterzeinete, wie au Ew. Exceenz aus der Abri der Unterzeinungen, wele mit einzuien, i mir unterthänigſt erlaube, erſehen können.
Einen ausführlien Plan über die Einritung der beabtigten Anſtalt werde i, wenn Ew. Exceenz befehlen, demnäſt einreien; für jet habe i einen ſolen no nit aufgerieben, weil i meine, daß die ganze Einritung na dem Locale, weles wir aber no nit haben, beſonders aber na den Einnahmen riten müsſte; überhaupt werde i, ſo bald die Anſtalt wirkli ins Leben getreten und es Ew. Exceenz nit unangenehm iſt, ſo o, als mögli einen ſpezieen Berit über das Leben und Wirken derſelben einſenden; damit Ew. Exceenz in der Gewienhaigkeit und dem freudigen unerüerlien Eifer, mit welem i und meine Verbündeten uns bemühen werden, Gutes zu affen, dem Staate nüli zu ſein, zuglei den feſten Wien uns für das gnädige Wohlwoen Ew. Exceenz fortwährend dankbar und Ihrer Gnade würdig zu zeigen, erkennen können.
Mit dieſer aufritigen Vererung lege i nomals meine unterthänige Bie an das edle Herz von Ew. Exceenz, flehe zu Go, er woe Ew. Exceenz no lange in der kräigen und liebevoen Wirkſamkeit für das Vaterland erhalten, und verharre mit der tiefſten Ehrfurt einer gnädigen Zuri von Ew. Exceenz entgegen als Ew. Exceilenz unterthäniger Diener,
Adolph Martini, Diaconus.
Verbunden mit der Genehmigung der Gründung einer Kinderbewahranstalt durch Fürst Friedrich Günther waren die Auflagen zur Ausarbeitung eines Statuts und die Bildung eines Vorstandes aus sechs Personen zur Verwaltung der Anstalt. Noch bevor das Statut und der Vorstand am 19.02.1847 ihre Genehmigung durch den Fürsten und seine Regierung fanden, konnte Diakon Friedrich Adolf Martini am 05. Februar 1847 zur Eröffnung der Kinderbewahranstalt schreiten. Dazu beigetragen hatte das unerwartet hohe Spendenaufkommen von insgesamt 50, meist wohlhabenden Spendern, unter diesen die gesamte fürstliche Familie.
Die Spenden ermöglichten im ersten Jahr des Bestehens, einen fast ausgeglichenen Haushalt (2.026 Taler Einnahmen zu 1.924 Taler Ausgaben) vorlegen zu können. Doch schon im zweiten Jahr machte sich ein Defizit bemerkbar. Martini hatte zwar die weitaus meisten Spender dazu bringen können, auch für alle Folgejahre des Bestehens einen jährlichen Beitrag zu leisten, allerdings viel dieser geringer aus, als die Einmalspende zur Gründung. Zudem stieg die Zahl der betreuten Kinder von 1847 = 30 auf 1849 = 80, um sich in den kommenden Jahren dann bei etwa 60 bis 70 Kindern einzupendeln.
Als Vorstandsvorsitzender reagierte Diakon Martini mit einem Appell an den Fürsten und seine Regierung, die einmal ins Leben gerufene gemeinnützige Sache dauerhaft finanziell zu unterstützen. Fürst Friedrich Günther und seine Familie ließen diesen Appell nicht ungehört verhallen und sagten im eigenen wie im Namen ihrer Regierung eine alljährlich zu leistende Unterstützung zu.

Bild: Regionalmuseum
Zum Leidwesen für Diakon Martini hatten sich inzwischen die politischen Verhältnisse im Fürstentum etwas geändert. Sein großer Gönner und Förderer, Minister von Witzleben, hatte die Revolution von 1848/1849 politisch nicht überlebt und musste aus seinen Ämtern scheiden. Fürst Friedrich Günther ließ Diakon Martini mitteilen, dass er dessen Gesuch um eine stabile und ausreichende Finanzierung an den neu zusammengetretenen Landtag zur Entscheidung übergeben habe. Der Landtag sah jedoch keine Notwendigkeit, weitergehende Zusagen auszusprechen und betrachtete die seitens des Fürsten vor der Revolution eingegangenen Verpflichtungen als ausreichend an. Eine höhere Förderung sei eine Privatangelegenheit des Fürsten.
Nach dieser Entscheidung des Landtages des Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt 1852 war Martini der Verzweiflung nahe. Die Ausgaben überstiegen die Einnahmen fast stetig. In dieser Situation raffte sich der Stadtrat auf und zahlte ab diesem Jahr einen jährlich neu festzulegenden Zuschuss in den Haushalt der Anstalt ein. Er übernahm damit den Part, den Martini eigentlich dem Landtag zugedacht hatte. Dennoch glaubte Martini daran, die hohen, seitens des Vorstandes im Statut festgeschriebenen Ansprüche umsetzen zu können. Hierzu gehörten die Öffnungszeiten der Anstalt. Je nach Jahreszeit galt: von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, von Montag bis Samstag, an Sonn- und Feiertagen bis Mittag. Für mittelose Eltern war die Unterbringung ihrer Kinder kostenlos. Nur finanziell gut gestellte Eltern hatten einen Beitrag zu entrichten. Kleidung wurde gestellt und war weitgehend einheitlich. Erst in den überarbeiteten Statuten ab den 1870er Jahren - nach Martinis Tod - mussten aus finanziellen Erwägungen Abstriche in den Öffnungszeiten gemacht werden.
Neben der Arbeit für die Kinderbewahranstalt, die sich Friedrich Adolf Martini im vollen Bewusstsein von Arbeitsaufwand und Verantwortungsbewusstsein aufgeladen hatte, erwarteten ihn als Mann der Kirche weitere Aufgaben. Auf Grund der Erkrankung des amtierenden Superintendenten Dr. Thierbach (1768 - 1851) übernahm er einige von dessen Aufgabenbereichen, wie z. B. die Inspektion aller Schulen in der Schwarzburg-Rudolstädtischen Unterherrschaft Frankenhausen. Etwa zur gleichen Zeit wurde er zum Mitglied der Abteilung für Kirchen- und Schulsachen im Ministerium des Innern des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt ernannt. Ebenso wurde er Mitglied des Landeskirchenrates. Nachdem er 1852 Archidiakonus geworden war, wurde er 1857 zum Superintendenten bestellt.
Anlässlich seines 50-jährigen Thronjubiläums 1864 verlieh ihm Fürst Friedrich Günther von Schwarzburg-Rudolstadt (1793 - 1867) in seiner Eigenschaft als höchster Repräsentant der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schwarzburg-Rudolstadt den Titel Oberpfarrer und übertrug ihm das damit verbundene Oberpfarramt am 10. Oktober des gleichen Jahres. Seine Tätigkeit in der Ministerialabteilung für Kirchen- und Schulsachen bewogen ihn, der Kinderbewahranstalt eine Elementarschule anzugliedern und zwei Lehrer einzustellen. Damit kam der Kinderbewahranstalt nun auch eine wichtige Rolle bei der Vorbereitung der Kinder auf das schulische Leben zu.
Dem allseits anerkannten Wirken von Superintendent Martini setzte der Tod am 26.09.1872 ein Ende. Wie schwer sein Verlust für den Fortbestand der Kinderbewahranstalt zunächst erschien, machte Finanzrat von Bamberg, der die Amtsgeschäfte vorerst kommissarisch übernahm, im Februar 1873 deutlich:
Die hiege Kinderbewahranſtalt hat im Jahre 1872 einen weren wohl unerſelien Verluſt erlien dur den Tod ihres Gründers und Erhalters, des Herrn Superintendenten Martini. Das frühe Hineiden desſelben ni umſo mehr in das Leben und Fortbeſtehen der Anſtalt ein als die pekuniären Verhältnie derſelben am Ende des Jahres 1871 ſo beſorgli waren, da ohne hinzutretende beſondere Hülfe der Voru des Caenführers immer größer zu werden drohte und als der Vorſtand der Anſtalt nit mehr ſo vozählig war, als es die Statuten verlangen. Leterer beſtand aus H. Superintendent Martini, H. Kaufmann Lürmann und dem gehorſamſt Unterzeineten.
Als H. Superintendent Martini ſtarb, hae au inzwien ein hartnäiges Augenleiden des H. Lürmann dieſem die aktive Thätigkeit als Caerer des Vorſtandes unmögli gemat und ſo ſtand der gehorſamſt Unterzeinete ganz aein, nit ohne bange Beſorgniß, ob er im Stande ſein werde, die Anſtalt fort zu erhalten, die für unſere Frankenhäuſer Verhältnie ein Bedürfnis iſt und on viel Segen für die Kinder der Eltern gehabt hat, wele ihren Unterhalt in den Knopf- und Cigarrenfabriken ſuen müen.
Mit dem feſten Wien eine ſole wohlthätige Anſtalt nit unter gehen zu laen, war neben der Verwaltung der ... Geäe, wele die Anſtalt erfordert, mein Bemühen darauf geritet, zunäſt die pekuniären Verhältnie zu ordnen und in einen ſolen Status zu bringen, da das Jahr 1872 nit mit einem Defizit ſondern mit einem kleinen Caenbeſtand abgeloen werden konnte.
Ein hoherziger Freund der Anſtalt gab im Jahre 1872 ein Geenk von 350 Talern, weles einen neuen Beweis für das tröſtende Wort: wenn die Noth am größten, iſt die Hülfe am näſten, darbot, gleizeitig aber au die Bewohner unſerer Stadt, wele ſämtli nur 148 Taler 13 Silbergroen 5 Pfennig beiſteuern, beämen konnte!
Außerdem iſt es mir gelungen, no einige Beträge für die Cae zu gewinnen, von denen i nur 14 Taler Überuß von der Weihnatsbeerung erwähnen wi. Obwohl der Vorſtand nit durgehends der Ant war, da jedes Jahr eine Weihnatsbeerung ſtafinden ſoe, war dieſelbe do herkömmli geworden. Der gehorſamſt Unterzeinete war jedo im vorigen Jahre der Ant, da die Beerung zu unterbleiben habe, da die Anſtalt bei dem erlienen Verluſte ihres Gründers eher trauern als ein Freudenfeſt veranſtalten ſote.
Da trat aber der Umſtand dazwien, da 1872 die Anſtalt gerade 25 Jahre beſtand und H. Superintendent Martini in ſeiner Anſprae am Weihnatsfeſte 1871 darauf hingewieſen hae und er in ſeinem Wien gehandelt wurde, wenn man Zeitabni nit ſpurlos vorüber gehen ließ. Deshalb unternahm i die beſondere Coecte für die Chriſtbeerung, benute die Gelegenheit um am Hauſe der Anſtalt eine Gedenktafel an den Gründer der Anſtalt affigieren zu laen und konnte dur ſparſamere Austeilung der Gaben den gedaten Überu ermöglien.
Bezügli der Wiederbeſeung des Vorſtandes glaube i no 5 Männer gefunden zu haben, die mit Interee für die Sae die Ehrenämter zu bekleiden geneigt ſein werden. Es nd dieſes H. Diakonus Sönau, H. Bürgermeiſter Müer, H. Kaufmann Aug. Hornung, H. Dr. Manniske und H. Kaufmann Liermann(?), der als beratendes Mitglied dem Vorſtande treu bleiben wi, die Caen Führung aber an den H. Kaufmann Hornung abgetreten hat.
So glaube i das Lebensiff der Anſtalt aus den Sturmeswogen wieder in den eren Hafen gelenkt zu haben, obwohl die Anſtalt, ein Kind der Sorge und Freude, no nit ſo erſtarkt iſt, da es nit wieder neuen Gefahren ausgeſet ſein könnte. Der Stadtrat hier hat bei ſeinem Etat pro 1873 eine größere Summe für die Anſtalt verwiigt als er früher gegeben hat, aber die freiwiigen Gaben werden immer kleiner und i wage deshalb an Fürſtlies Miniſterium unter Vorlegung der Renung pro 1872 die gehorſamste Bie zu riten: pro 1873 die jedes Jahr gnädigſt verwiigten 100 Taler zur Einhebung anzuweiſen und wenn irgend mögli, dieſen Betrag zu erhöhen, da der Organiſationsplan der Anſtalt do nit auf gefäigen hoherzigen Gaben baeren kann und darf.
In dieſer Hoffnung zeine i mi als Eines Fürſtlien Miniſteriums gehorſamster v. Bamberg.
Die Hoffnung sollte von Bamberg nicht täuschen. Die finanzielle Unterstützung für Martinis Lieblingswerk wurde fortgesetzt.
Ingrid Mansel und Dr. Ulrich Hahnemann
Quellen- und Literaturangaben:
Superintendent Friedrich Adolf Martini, in: Aus vergangenen Tagen, Heft 2, Frankenhausen um 1905, Seite 13-15. Stadtarchiv Bad Frankenhausen: Bestand 1/11 D-18a: Personalakte Superintendent Martini, 1854-1872 und 1/V-381: Jubiläumsband Kinderbewahranstalt 1847-1907.
Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt: Akten des Fürstlichen Ministeriums, Abteilung für Kirchen- und Schulsachen, C/V H Nr. 3: die Kleinkinderbewahranstalt zu Frankenhausen „Martinistift" 1846-1922.
Abkürzungen: H = Herr; E.W. = Euer Wohlgeboren