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Stadtpark

Lage des Stadtparks (Werners Garten)
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(1) Goethestraße / Wippermannstraße nach Ost, um 1900,
Bild: Regionalmuseum
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(2) Eröffnungsanzeige im »Frankenhäuser Intelligenzblatt«

Wir kommen von der Kyffhäuserstraße, Goethestraße hinunter links das »Bellevue«, in Richtung Kurstraße, weiter entlang (etwa Bildmitte) befindet sich das »Parkhotel«, und auf der rechten Seite hinter diesem Gartenzaun erhebt sich die neue Gastwirtschaft »Werners Garten«, die 1865 angelegt wird (Bild 1). Ein Blick um 1900 in diese Wippermannstraße.

Albert Picht, ein Schuhmachermeister aus Frankenhausen ist es, der 1865 auf den Gedanken kommt, dort in diesem Garten eine Restauration zu eröffnen. 1865 beginnt das Vorhaben dann Gestalt anzunehmen. Dort wird ein Haus für diese Gastronomie ausgebaut, hier die Ankündigung bzw. Eröffnungsanzeige vom Dienstag, den 24. Okt 1865 aus dem »Frankenhäuser Intelligenzblatt«.

Er hat sich eine relativ gute Lage ausgesucht. Wie bereits erwähnt, Gastronomie ist dort oben schon vorhanden. Wir haben, nur ein paar Schritte entfernt, das »Parkhotel« und das »Bellevue« - dazu kommen wir in einem späteren Teil dieser Vortragsreihe.

Fangen wir also mit der Restauration an. Es soll eine Parkanlage entstehen, bzw. seit 1861/62 ist sie im Entstehen. Ein Blick auf einen Springbrunnen, den man heute vergeblich suchen würde, nämlich an der Stelle, an der sich am Stadtpark der Kinderspielplatz befindet. Dahinter ein Zugang zu einem Keller, der sich noch in den Berg erschließt. Dieses Areal nannte sich damals »Rennaus Erdfall«. Rennau war ein Zigarrenfabrikant in Frankenhausen, der dieses Stückchen erworben hatte. Und nach ihm ist diese Gestaltung auch benannt worden. Er hat also diesen wunderbaren Springbrunnen am »Rennaus Erdfall« ermöglicht. Damals hieß dieser Bereich noch »Städtische Anlagen« (Bild 3).

Der Begründer dieses eigentlichen Stadtparks, der »Städtischen Anlagen« ist kein Unbekannter: es ist Ehrenbürger Wilhelm Schall, der dieses Stückchen Land entlang der Kyffhäuserstraße erworben hat. Auf der anderen Seite, gegenüber der Kyffhäuserstraße, haben wir bekanntlich das Grundstück von Haus, oder wie wir Frankenhäuser sagen, Schloss Hoheneck. Diese gesamten Geländeanlagen gegenüber Haus »Hoheneck«, gehörten Familie Schall. Hier erstreckt sich die heutige Thomas-Müntzer-Straße, und alles was unterhalb der Thomas-Müntzer-Straße lag - bzw. das heutige Sommerhaus (heute von Familie Kaps bewohnt) ist ja noch da - sowie oberhalb des Kindersanatoriums, also weit über 40.000 qm auf der östlichen Seite der Kyffhäuserstraße, gehört alles zum Eigentum der Familie Schall. Aus den städtischen Anlagen entwickelt sich dann nach und nach der Name »Stadtpark«.

Soweit also der Bezug zum eigentlichen Stadtpark, bzw. zu der Gastronomischen Einrichtung, später der »Stadtpark«. Herr Picht, Schuhmachermeister, ist nun ebenfalls an der Gastwirtschaft interessiert, aus dem einfachen Grund, die eigene Genossenschaft, nämlich die »Schuhmacher-Leichenkasse« oder »Schuhmacher-Innung«, sind bei ihm zu Gast (Bild 6).

Er hält auch Veranstaltungen mit anderen Vereinen ab, hier z.B. des Vereins »Gut Heil« (Bild 5). Man versucht demnach ein breites Spektrum an Veranstaltungen in die Einrichtung zu bringen. Je mehr Vereine, umso mehr Geschäftigkeit. Somit häufen sich die Anzeigen in der Zeitung. Und man muss folglich auch mit den anderen konkurrieren. Es wird aber auch von anderen »Betätigungen« berichtet, die den Pächter zu schaffen machten, nämlich Vandalismus. 1867 inserierte Picht, dass er eine Belohnung von 10 Thalern ausgesetzt habe, welcher die Randalierer zur Anzeige bringt, welche die Steinplatten, die sich auf der Umfassungsmauer befinden, abwerfen. Picht wollte sogar Wachen dafür einsetzen.

Nun ein Blick von Osten auf die Restauration gesehen, in die eigentliche gastronomische Anlage hinein (Bild 7). Zur Orientierung - hinter dem Hauptgebäude verläuft die Nordhäuser Straße, Übergang Kyffhäuserstraße, rechts würde es zur Goethestraße gehen. Hier sind wir etwa auf der Höhe der Wilhelm-Schall-Straße und links unten (außerhalb des Bildausschnittes) befindet sich die Kindervilla. Man sieht die Gartenanlage mit dem eigentlichen »Stadtpark«, oder damals »Werners Garten«. Wir erkennen (halblinks) den Musikpavillon im Garten, und gleich links daneben eine überdachte Tanzfläche. Im Sommer kann sie aber auch als freie Kegelbahn genutzt werden. Eine recht großzügig gestaltete Gartenanlage. Am 1. März 1877 übernimmt Friedrich Werner diese Einrichtung und er gibt ihr den Namen: »Werners Garten«. Von dieser Zeit an bis 1927 trägt die Anlage diesen Namen.

Er wird das Restaurant ziemlich lange führen und das Anwesen auch weiter ausbauen. Die ursprünglich eingeschossige Gebäudeanlage wird aufgestockt, auch die Veranda wird über die gesamte Länge hinter dem Haus gezogen. Darüber hinaus wird auch sie noch einmal aufgestockt. Mit diesem oberen Teil kann sie nun auch öfter genutzt werden, wenn z.B. musikalische Veranstaltungen anstehen, also entweder hier oben oder im Musikpavillon. Die Gäste können nun unter der überdachten Anlage auch im Freien bei Regenwetter usw. das Tanzbein schwingen.

So sah der Gartenbetrieb einmal aus (Bild 9), auf einer Postkarte von 1896 - man sieht es schon – es wird selbstverständlich auch mit dem Kyffhäuserdenkmal beworben, mit welchem damals (wie heute) viele Unternehmer werben. Im Hintergrund die - bereits erwähnte - überdachte Tanzanlage, die auch als Kegelbahn genutzt werden kann. Der Aufgang zur Veranda in die Gastronomie hinein. Darüber hinaus wird auch damit geworben, dass es durchaus die größte und schönste Konzert- und Gesellschaftsgartenanlage mit Veranda in ganz Frankenhausen ist. Außerdem informierte der Vorsitzende des »Turn-Verein«, Schönland, zudem: »junge Leute welche konfirmiert waren und Lust hatten das Turnen zu erlernen bzw. fortzusetzen, erhielten auf den vereinseigenen Turnplatz Unterricht« Die Einrichtung wird weiterhin ständig erweitert. Der Musikpavillon wird 1889 komplett errichtet, neu aufgebaut. Davor hatte man nur eine einfache Überdachung vorzuweisen. Zunehmend finden aber auch große Konzertveranstaltungen statt.

Hier mal ein paar große Anzeigen (Bild 10-13), groß deswegen, man liest es ja überall, »Großes Familienfest…«, »Großes Feuerwerk…« usw. Die Begriffe schwirren ja heute nur so durch die Gegend. Damit kannten sich die Herren auch schon damals aus. Es wurde erfahrungsgemäß immer alles größer gemacht, wenn es der andere schon hatte, wie z.B. »Großes Kinder- und Familienfest«. Das würde man gewiss heute genauso lesen, und doch könnte man sich heutzutage noch etwas abgucken, welche Fülle an Veranstaltungen geboten wurde.

Musikalische Attraktionen für die Kinder, aufsteigende Ballons, Drachen etc., man sieht, bevor es überhaupt einen Flugplatz gab, ging das im Stadtpark bzw. »Werners Garten« auch schon vonstatten. Ferner fanden Kinderspiele jeglicher Art statt, Wettlaufen, Eiertanzen usw. Was heute der Nachwuchs gewiss gar nicht mehr kennt, wenn er nicht grade mit dem Handy spielt und zufällig das findet, worüber berichtet wird. Also, es war eine Menge los. Die Anzeigen in Zeitungen etc. häufen sich, man muss selbstverständlich aktiv werden, damit man die Leute auch ran holt.

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(10) Große Gartenfest mit Feuerwerk und Illumination, 1895
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(11) Großes Militärkonzert der Kapelle des 71. Infanterieregiments, 1895
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(12) Großes Kinder- und Familienfest, 1896
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(13) Großes Militärkonzert der Kapelle des Infanterieregiments Nr. 96, 1896

Zu Herr Werners damaligen Gästen gehörten u.a. der »Frankenhäuser Turnverein«, der Bürgerverein, die Gesellschaft »Germania«, der Imker-Verein, der »Cäcilien-Verein«, die Gesellschaft »Ressource« sowie auch die Freiwillige Feuerwehr. Um nun die Kegelfreunde nicht nur auf die Sommermonate zu vertrösten, bekam die Kegelstube darüber hinaus im Jahr 1895 einen Schornstein verpasst, und somit auch den Winterbetrieb zu ermöglichen.

Hier zur Erinnerung: Gründung des Arbeiter und Gesangsvereins in Frankenhausen (Bild 14). Darunter steht auch noch ein Fotograf aufgeführt, August Linde, Hoffotograf. Der Vorgänger von Hoffotograf Paul Bark bis 1899. Jener hat vor allem die Veranden von »Werners Garten« genutzt, um seine Aufnahmen im Freien zu bewerkstelligen. D.h. man findet meistens bei August Linde die Veranden in »Werners Garten« als Hintergrund. Max Heyn hingegen bevorzugte meistens das Fotografieren unten am Schützengraben. Auf diese Art und Weise kann man immer Bilder irgendwie zuordnen, wenn man herausfinden möchte, wo ist jenes Bild entstanden, weil man nicht unbedingt weiß, wann, wie, wo und genau... Das sind mal so kleine Anhaltspunkte.

Hier noch mal einige weitere Veranstaltungen. Ganz einfach, wie immer: »Großes Konzert…«, »Großes Feuerwerk…«, Feuerwerk gab es damals schon, wurde aber meist privat durchgeführt. Dafür waren die Gastronomen selbst verantwortlich. Oder eben auch »gemütliches Beisammensein, Silvesterabend…« innerhalb dieser gastronomischen Einrichtung.

So warb der Gastwirt ab 1882 dann auch mehrere Jahre lang mit einer Anzeige, indem er das Lokal wie folgt beschrieb: »6 Logierzimmer, großes und freundliches Gastzimmer mit französischem Billard, gute überdeckte Kegelbahn, ein Balkon an der Ostseite des Gebäudes, vortreffliche Garteneinrichtungen, vorzügliche Küche und solide Preise«.

Hinzu kommt natürlich auch, man hatte - heute würde man sagen: Ingo ist unterwegs! - »Ein-Mann-Entertainer«. Damals gab es darüberhinaus eine Stadt- und Kurkapelle mit bis zu 20 und mehr Mitwirkenden. Wie sich das darstellte, sehen wir im Bild 17: Mittendrin der Nachwuchs, heute würde man als Äquivalent sagen: Musikschule, (Uwe Mitschke) und dann die Erwachsenen dazu, die mitspielen bis hin zu den Veteranen (Mehrgeneration also), nicht zu vergessen der Musikdirektor. Derart wurde dann eben aufgespielt.

Die Musikkapelle konnte jede gastronomische Einrichtung buchen. Sie hatte aber auch feste Aufträge, wie z.B. die im Musikpavillon im Kurpark, aber ansonsten spielten sie überall auf, entweder im Innenraum oder auch außen. Das ist eine Aufnahme aus dem Jahre 1900. Die Musikschüler wohnten ebenfalls mit im Haus des Musikdirektors. Er durfte bis zu 7 Musikschüler haben, ausbilden und auch Internat anbieten. Man sieht, der Nachwuchs wurde gleich mit geschult.

Eine Impression aus dem Hof- und Gartenbereich. Zusehen ist hier bereits der Herbst, es wird alles abgebaut. Die Veranda ist noch offen, noch zugänglich (Bild 18). Darüber hinaus gab es aber auch Winterveranstaltungen. Allerdings wurde im Winter gewöhnlich zum Militär eingezogen. Zu sehen sind junge Männer im Jahr 1901, die ihren Dienst im 7. Thüringischen Infanterie-Regiment Nr. 96, (auch »96er« genannt) leisten mussten. Sie wurden also eingezogen. Das ist eine Veranstaltung, die für die angehenden Rekruten abgehalten wurde und die eigene Regimentskapelle spielte dann auch auf (Bild 19). Danach ging es entweder ab nach Rudolstadt, Gera oder nach Altenburg zum Militär, und man kehrte - nach einem Jahr oder nach anderthalb Jahren, je nach dem, 1 1/2 Jahre meistens, wieder in die Heimat zurück.

Nebenbei haben wir schon wieder Frühjahr. Man sieht, alles geht wieder los. Überall ist Geschäftigkeit. Es wird alles aufgebaut. Noch mal ein schöner Blick auf die Terrasse, von der Hofseite her (Bild 20). Das Anwesen muss natürlich immer in Schuss gehalten werden. In der oberen Etage gab es für Kurgäste auch die Möglichkeit zum Übernachten. Dort wurde nebenher auch ausgebaut, es gab 6-7 Zimmer, die für ein entsprechendes Entgelt angeboten wurden. So war es naheliegend, wer vom Kyffhäuser herunterkam, stieß als erstes auf dieses Lokal, diese Übernachtungsmöglichkeit, demzufolge ist man gewiss relativ häufig eingekehrt.

Haben wir bis jetzt das Etablissement nur von der Gartenseite her gesehen, betrachten wir nun die Zugänglichkeit von der Nordhäuser-/Kyffhäuserstraße her (Bild 21). Man erkennt eine Brückenanlage, da ja ein offener Graben vor der Gasstätte entlang führt. Bekannt war dieser offene abschüssige Graben, der entlang des Wanderweges sowie unterhalb der Kyffhäuserstraße das Wasser abgeleitet hat. Dieses Wasser wurde auch am Stadtpark vorbeigeführt und ging hinunter in Richtung Wipper. Von dort aus wurde es dann weitergeleitet. Also der Zugang von der Nordhäuserstraße her - nun über eine Brücke hinüber zu »Werners Garten«. Eine Aufnahme um 1895 auf der wir die Vorderseite mit Eingang sehen, nun also ein zweigeschossiges Gebäude sowie ein Dachgeschoss darüber. An der Seite schließt sich die Kegelbahn an, und das Keglervereinszimmer.

Ein weiterer Blick in den Gartenbereich (Bild 22). Man sieht einmal mehr, wie sich das Drumherum verändert. Aus der Wippermannstraße/Goethestraße wird eine der Villenstraßen in Frankenhausen. Die Villen, die sich hier aufreihen, werden immer zahlreicher, mit einem wundervollen Blick in Richtung der Attraktionen. Die Gastronomie ihrerseits nimmt natürlich auch zu, wie z.B. das »Park-Hotel« und nach oben hin auch das »Bellevue«. Es ist recht viel an Gastronomie an einer Stelle vertreten und dazu noch in attraktiver Lage (Bild 23).

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(22) Neugestaltete Veranda sowie Tanz-/Kegelbereich im Hintergrund
Bild: Regionalmuseum
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(23) Blick auf die Wippermannstraße nach Ost, links Terrassenbereich des »Parkhotel« um 1910
Bild: Regionalmuseum

1919 verstirbt Friedrich Werner im Alter von 72 Jahren, es kommt zur Versteigerung des Mobiliars (Bild 24). Der Hausrat wird unter die Leute gebracht, aber die Immobilie »Werners Garten« kauft jemand, der ein bestimmtes Interesse hat. Und das ist kein geringerer als Prof. Siegmund Huppert, Direktor des »Kyffhäuser-Technikums«.

Wir befinden uns inzwischen in der Nachkriegszeit. Und wer im letzten Jahr dem Vortrag bzw. der Sonderausstellung (zum Ersten Weltkrieg und Nachkriegszeit) beigewohnt hat, wird sich vielleicht erinnern, es herrschte Wohnungsnot, Übernachtungsnot für Kurgäste und darüber hinaus Übernachtungsnot für Studierende. Nach dem 1. Weltkrieg platzt Frankenhausen förmlich aus den Nähten. Vor dem 1. WK haben wir am Technikum 150 Studierende und 1920 haben wir bereits stolze 500. Vor dem 1 WK hat Frankenhausen im Jahr etwa 2.500 – 3.500 Kurgäste, bereits 1920 schnellt diese Zahl hoch auf über 5.000 Kurgäste.

Alle wollen untergebracht sein, jeder braucht Quartier und so kauft Prof. Huppert den Stadtpark und errichtet daraufhin eine Übernachtungsmöglichkeit für Studierende. Es geht dabei um sogenannte »Studentenbuden«.

Es wird nunmehr ab 1919/1920 keine Gastronomie mehr betrieben, sondern eine ganze Anzahl Studierender vom Technikum werden hier untergebracht. Und dabei handelt es sich nicht etwa nur um 2-3 Studenten, sondern hier wohnen einige Dutzend.

Die unteren Räumlichkeiten können natürlich auch noch für »Kneipabende« genutzt werden. »Studentische Kneipabende« heißt ganz einfach: Es geht »feucht-fröhlich« zu. Manchmal ziemlich ausgiebig, sodass die Gendarmerie anrückte. Darüber hinaus waren es natürlich schlagende Verbindungen, d.h. es wurde auch mal mit dem Säbel richtig hingelangt und sich der sogenannte »Schmiss« zugefügt, den man dann brauchte, um zu vorzuweisen, dass man hier in Frankenhausen zum Studieren war.

Die Umgebung verändert sich erneut. Direkt gegenüber dem Eingang des Stadtparks entsteht 1922 das Kriegerdenkmal (Bild 27). Dieser Umstand beschert der Gastronomie ringsum für die nächsten Jahre viel Besuch, weil die Kameradschaftstreffen, die hier künftig stattfinden, demzufolge auch Gastronomie brauchen und diese findet nunmal erfahrungsgemäß in der Umgebung statt. Diesen Bedarf erkennt natürlich auch Prof. Huppert. Aus dem gastronomischen Teil könnte man schließlich auch noch einmal Gewinn schlagen.

Inzwischen hat sich die Wohnungslage etwas entspannt. 1926 trägt Huppert dann Stadt und Landkreis an, er möchte die Konzession haben, um den »Werners Garten« weiter zu betreiben. Jetzt kommt es natürlich zu einer Einschränkung. Erstens wird alles genau geprüft. Andererseits, er ist Jude und die Nachfahren von Werners möchten, dass der Name geändert wird. »Werners Garten« darf somit nicht mehr diesen Titel tragen. Da war es naheliegend - man ist schließlich am Stadtpark, der Name ist nicht vergeben. Also nennt man die Restauration einfach »Stadtpark«, oder auch »Zum Stadtpark«. Ein neuer Name ist gefunden.

Am 4. Juli 1927 wird die neue Gastronomie eröffnet. Herr Huppert betreibt die Gastronomie selbst. Er ist Eigentümer der Liegenschaft und hat einen - wenn man so will – Unterpächter. Das ist die Brauerei in Artern, die gerade 1927 die Brauerei in der Zinkestraße in Frankenhausen plattgemacht hat. Somit gibt es künftig nur noch Bier aus Artern, das »Barbarossabräu«, zu kaufen, aber kein »Frankenhisser Bier« mehr. Die Brauerei sucht sich jedoch dann wieder einen Pächter, weil sie die Gastronomie nicht selber betreiben will, trotz allem aber das eigene Bier verkaufen möchte. Sie findet ihn in Richard Müller, der den Auftakt macht. Später, ab 1927, wechseln die Pächteres auch durchaus relativ schnell. Im Mai 1928 übernahm dann Karl Nebel, gleichzeitig Inhaber des Hotels »Zur Krone« in Artern, die Geschäfte des Lokals. Er setzte Adolf Heinecke als Geschäftsführer ein.

Unter Heineckes Leitung wurden so verschiedenartige Veranstaltungen durchgeführt wie z.B. Lumpenabende, bei dem der originellste Lump eine Flasche Sekt erhielt. Ferner wurden aber auch Bockbierfeste, Unterhaltungsmusik mit Tanzeinlagen, Rheinische Abende sowie natürlich diverse Gartenfeste abgehalten.

Im hinteren Teil wird die Einrichtung wieder neu ausgebaut. Das Anwesen hat mehrere Jahre still gelegen. Aber man sieht, der Tanzboden wird erneut benutzt. Die Veranda ist ebenfalls wieder in Schuss. Also, man lässt sich einiges einfallen und ist rege beim Wiederherrichten.

Ab April 1930 übernahm Willi Engelbert die Stelle als Pächter und erhielt im Juni die dazu notwendige Konzessionsurkunde. Auch er organisierte die verschiedensten Veranstaltungen zur Unterhaltung seiner Gäste u.a. im Januar 1932 ein »Münchner Bockbierfest« unter dem Motto: »Saufst, sterbst, saufst net, sterbst a, drum saufst.« , dazu spielte die oberbayrische Schrammelkapelle »Schnackerl-Toni«. Und im Juli des gleichen Jahres gastierte die Stimmungs-Damenkapelle »Dorfschwalben« aus Österreich im Lokal, der Eintritt war frei.

Allerdings mehrmalige Pächterwechsel sind natürlich etwas hinderlich, wenn man halbwegs Kontinuität erreichen möchte. Prof Huppert bekam mehrere Male Auflagen, die gesamten Sanitäreinrichtungen zu erneuern bzw. in Ordnung zu bringen. Damit hadert er einige Zeit, andererseits möchte er aber auch Einnahmen erzielen. Es muss eben auch investiert werden, und so wird nun richtig Geld reingeschossen. 1933/34 war es soweit - alles wird in Gang gebracht.

Im Juni 1933 gibt es dann ein neues Pächterehepaar, Oskar und Klara Gödicke. Die Pacht pro Jahr betrug 1.500 Reichsmark und das Vorkaufsrecht hatte der Pächter. Zusammen mit ihrem Sohn betreiben beide den Stadtpark bis 1955. Erst dann wird das Geschäft vom Sohn aufgegeben, und somit war erneut eine gewisse Kontinuität in der Betreibung des Stadtparkes dahin. Eigentümer bis zum Ende des 2. Weltkrieges bleibt allerdings Prof Huppert. Erst später, 1946, wird das Anwesen weitergegeben bzw. weiterverkauft. Es befindet sich eine Urkunde von 1946 im Thüringischen Staatsarchiv in Weimar, worin William Huppert, der Neffe - Herr Huppert hatte selbst keine Kinder - dann alle Liegenschaften in Frankenhausen weiter veräußert und dafür entschädigt wird. Inzwischen war ein Jahr zuvor Prof. Huppert mit seiner Frau in Stockholm verstorben. Sie konnten des 2. Weltkrieges emigrieren und gehörten (glücklicherweise) zu jenem Kontingent, die von Schweden aufgenommen wurden. Begraben sind beide auf dem dortigen jüdischen Friedhof in Stockholm.

Darüberhinaus wurde die Gaststätte über einen kurzen Zeitraum - von Februar bis Dezember 1951 - durch die »Wismut AG« genutzt, danach bekam Gödicke aber das Lokal wieder zurück.

Als Gerhard Bödicke 1955 das Haus abgibt übernimmt er nun das »Hotel Stollberg« in der Bahnhofstraße. Schließlich wird sich der »HO-Kreisbetrieb Artern« der Gaststätte annehmen. Nun erscheint ein völlig anderer, neuer Betreiber, der die Wirtschaft aber kontinuierlich weiter führt. Man entschied sich bei der HO fortan für das Einsetzen von sogenannten »Objektleitern«, welche auch bei der HO angestellt sind. Im Eingangsbereich verändert sich auch etliches. Der Graben wurde geschlossen, also verrohrt. Man gewann hierdurch einen breiteren Fußweg entlang der Kyffhäuserstraße/Nordhäuserstraße. Ein schöner Treppenaufgang wurde gemauert und man sieht, auch am Haus hat sich etwas getan, es wurde ebenfalls in Stand gesetzt (Bild 30).

Allerdings bleiben es nicht die einzigen Renovierungen. Die Veränderungen sind vielfältiger Art. Frankenhausen ist ja nun nicht erst in der neueren Zeit ein Kurort mit Format, sondern auch schon damals. So wird natürlich auch an den entsprechenden Einrichtungen dafür gesorgt, dass auf der Grundstücksgrenze eine kleine Mauer gesetzt werden kann, d.h. also, eine kleine Einfassung, die das Anwesen etwas mehr ziert und somit die Grundstücksgrenze etwas mehr zur Geltung bringt (Bild 31).

Es wird eine ganze Menge verändert, so auch der Abriss der alten Kegelbahn. Ferner findet eine Erweiterung des Gebäudes nach Norden statt, und folglich wird auch in der Inneneinrichtung einiges erneuert. Es kann natürlich nicht so betagt bleiben, wie es einmal war. Wir haben also einen entsprechenden Stil der 1960er 1970er Jahre.

Ein Blick in den Gastraum hinein (Bild 32-34), wie ihn der Stadtarchivar in der damaligen Zeit gesehen hat. Das Etablissement ist eigentlich recht gut eingerichtet und natürlich mit ordentlicher Platzkapazität versehen.

Aber auch dieser Zustand bleibt nicht endgültig. Der Stadtpark hatte sein entsprechendes Alter. 1984/85 wird entschieden, dass das Gebäude, so wie wir es jetzt noch im Hintergrund sehen abgetragen wird (Bild 35). Man entscheidet sich tatsächlich dann zu einem weitgehenden Neubau, der - das ist mal eine Aufnahme - so aussieht. Eine neue Eingangssituation, der gewohnte Eingang bleibt zwar, fällt jedoch etwas schmaler aus. Die Etagen bleiben auch, aber schlicht und ergreifend verputzt, DDR-Bau, wenn man so will. Daher auch das Dach neu gestaltet. Wir haben jetzt hier vorn die Futterraufen, wir sehn nochmal den Treppenaufgang, das gemauerte Drum und Dran. Das ist also die neue Situation ab 1988.

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(35) Frontansicht, nun wieder »Stadttpark«, 1980er Jahre,
Bild: Regionalmuseum
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(36) In den Sommermonaten ein Magnet - Die nach Süden angrenzende Waldschänke (neusprech: Biergarten), Ende 1970er Jahre,
Bild: Regionalmuseum

Doch nach 1990 entschließt man sich erneut zu einer Neugestaltung, indem man das Dach weiter herunterzieht. Die erste Etage wird einfach abgeschrägt und der rein gastronomische Betrieb verbleibt in der unteren Etage mit der Eingangs-Situation. Innerhalb kürzester Zeit also zwei Veränderungen an dem Gebäude, nämlich der Abriss mit Neubau sowie die Neu-Umgestaltung.

Es präsentiert sich ebenfalls eine neue Eigentumssituation. Die Treuhand wird in der Wendezeit 1989 das Anwesen übernehmen. Eine Pächterin, die aus Frankenhausen stammt, übernimmt den »Stadtpark«, verschwindet jedoch 1993 aus Frankenhausen u.a. mit vielen Schulden. Einige werden jetzt schmunzeln… die Einheimischen wissen um die Betreffende, Namen lassen wir ganz einfach mal aus dem Spiel…

Nachdem die Pächterin verschwunden ist, verfällt das ganze Umfeld auch relativ rasch. Man sieht noch immer den alten Musikpavillon im Hintergrund, der Tanzboden ist schon lange abgetragen. Und nun entwickelt sich das Gelände zu einer Spielwiese für Jugendliche, für diejenigen, die sich - mehr oder weniger - mit Randalieren, Zerstören usw. beschäftigen.

Erst nach einigen Jahren, Ende der 1990er Jahre, interessiert sich Herr Kraus für eine Übernahme, um vielleicht den Betrieb noch einmal aufleben zu lassen, einhergehend mit einer möglichen Neugestaltung. Sein Ansinnen war es, eine Einrichtung zu schaffen, in der Jugendliche aufgenommen werden, die möglicherweise somit eine neue Heimstätte finden. Es klappt aber aus den verschiedensten Gründen nicht - finanzieller Art, manche Baugenehmigungen stehen da im Hintergrund, die nicht genehmigt sind bzw. das Vorhaben erschweren.

So wird die Liegenschaft zwar nach 2000 erworben, muss jedoch schon bald wieder verkauft werden. 2010 ist es Herr Hans Schütze, Inhaber u.a. diverser Eis/Café/Imbiss-Häuser, aus Bad Frankenhausen, der die Liegenschaft dann übernimmt und die Immobilie wieder zu einer gastronomischen Einrichtung aufbaut, abermals unter dem Namen »Stadtpark«, allerdings auch nur über einem relativ kurzen Zeitraum mit mäßigem Erfolg (Bild 39-40).

Ein Blick in die Räumlichkeiten hinein (Bild 41). Die Einrichtung ist doch überwiegend sehr ansprechend gestaltet. Aber - wie bereits erwähnt – nicht von langfristigem Erfolg gekrönt, sodass der Betrieb letztendlich auch eingestellt wird. Ab 1.1. 2017 - also jüngste Vergangenheit - blieb die Einrichtung dann geschlossen. Inzwischen sind bereits Wohnungen umgebaut und Wohnungen eingerichtet worden, so dass die Liegenschaft heute so aussieht (Bild 42).

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(39) Vorderansicht während der 2010er Jahre, (Inhaber: Schütze)
Bild: Peter Kawe
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(40) Angebots-/Werbetafel während der Schütze-Zeit, 2010er Jahre
Bild: Peter Kawe
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(41) Ansichtskarte aus der 2010er Zeit
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(42) Aktuelles Antlitz, Okt 2017
Bild: Regionalmuseum

Wie zu sehen: Namensschild und Namenszug sind entfernt und somit ist letztlich auch die Liegenschaft »Stadtpark« als Gastronomie aus dem Stadtbild erstmal verschwunden. Sicherlich hat das auch mit der Umgebung zu tun. Inzwischen ist natürlich das Umfeld des Stadtparkes weitgehend auch mehr zum Wohngebiet ausgebaut worden. Man hat demnach eine ganz andere Situation und Lage für musikalische Veranstaltungen usw. Das war früher mit dem großen freien Gelände ringsum natürlich noch etwas anderes. So findet man dann also mehr oder weniger in der jüngeren Vergangenheit ein Wohngebäude vor sich.

Und mit dem letzten Bild (Bild 43)- Sie sehen es, die Sonne geht unter und somit geht sie auch für das einstmalige gastronomische Sternchen am Stadtpark unter - beenden wir unseren Streifzug, erneut mit wehmütigem Blick.

Nun machen wir uns auf nach Seehausen...

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